"Wortlabyrinth"
Johann C. Hiltensperger
gest. 1754
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Der Geist / Die Meditation
Vereinigung ist nicht möglich, denn Ewiges
und Vergängliches bleiben gegensätzlich bis in alle
Ewigkeit.
Wenn aber die Bewegung zur Ruhe kommt, kann sie vom Schimmer des
Ewigen erfüllt sein.
aus: Yogasutras Kapt.4
Margret Distelbarth
Diesen Sachverhalt können wir uns auch mit
dem sich drehenden Rad und der stillstehenden Achse vor Augen
führen. Die Achse kann niemals verbunden sein mit dem Rad.
Aber sie ist der wichtige Mittelpunkt des Rades und macht seine
Bewegung erst möglich. Alles was wir Welt nennen, ist das
Rad. Die Welt gibt es nur, weil es die reglose Mitte gibt.
Immer wieder wird uns in den verschiedenen Yogatexten
beschrieben, dass Meditation die zentrale Übung sei, die
zur Einsicht, zum Erkennen, zu Inspiration und Friede führe.
Ein bekannter Weg, der in eine Meditation hineinführen kann,
ist das Singen des Mantra – OM.

Das Bewusstsein verlagert sich immer mehr von
aussen gegen innen, vom Ego zum Selbst. So lassen wir immer mehr
los, was uns auf diesem Weg zur Stille hindert. Die Erkenntnisse
der Philosophie und das vertiefende Beschäftigen mit den
Lebensgesetzen und Lebensweisheiten eröffnet uns neue Perspektiven
im Leben und zeigt neue Zielvorstellungen, so dass alte, überlebte
Lebensformen, Modelle und Verhaltensmuster losgelassen werden
können.
Die Mandukya Upanishad ( ca. 6.Jh. v. Chr. ) erläutert das
Mantra, den Laut, den Ton:
--„OM- Dieser vergängliche Laut ist
die Ganzheit des sichtbaren Weltalls. Was geworden ist, was wird
und was werden wird – wahrlich, all dies ist der Laut –
OM. Und was über diese drei Stadien hinausgeht, auch das
ist wahrlich der Laut – OM.
Der identische Atman oder das Selbst im Reich
der Laute ist die Silbe – OM. Dabei sind die Glieder des
Selbst ( Wachzustand / Traumzustand / Tiefschlaf / das Selbst)
identisch mit den Bestandteilen der Silbe, und die Bestandteile
der Silbe sind identisch mit den vier Gliedern des Selbst. Die
Bestandteile der Silbe sind A – U – M.
Der Vierte ist lautlos, unaussprechlich, ein Verstummen all der
differenzierten Manifestationen, voller Wonne und Frieden, nicht
dualistisch. So ist AUM wahrhaftig der Atman. Wer solches weiss,
taucht sein Selbst ins Selbst ein – fürwahr, wer solches
weiss.“--
aus: Philosophie und Religion Indiens Heinrich Zimmer / Rhein
Verlag
Diese Erläuterungen des Mantra – OM
– geben auch gleich die wesentlichste Einsicht der Upanishaden
wieder.
Brahman / Gott und Atman / das Selbst sind nicht getrennt = Advaita.
( Ad vaita = ohne Zweiheit )
Die Sicht des Einsseins überwindet jeden Dualismus. Wir kennen
keine Grenzen, keine Dogmen. Die Upanishaden lernen uns, dass
es kein „Entweder – Oder“ gibt, sondern ein
„Sowohl als Auch“.
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"Alle Weisheit ist bey Gott
dem Herren und ist bey Ime
ewiglich..."
1. Kap. Buch Jesus Sirach
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